Heu ist das Grundfuttermittel unserer Pferde. Daher habe ich einen sehr ausführlichen Post zum Thema Heuqualität geschrieben. Lerne woran du gutem von schlechtem Heu unterscheiden kannst, worauf du beim Kauf achten solltest, wieso die Heuqualität immer mehr abnimmt und ob man die Qualität des Heus besser machen kann.
Befassen wir uns zuerst warum die Heuqualität oft schlecht ist und gefühlt immer mehr abnimmt.
Heuqualität in der Abwärtsspirale
Wieso nimmt die Heuqualität immer mehr ab?
- Unwissenheit der Stallbesitzer, die oft keinen landwirtschaftlichen Hintergrund haben und rein nach den Preis schauen.
- Desintetesse/Unwissenheit der Einsteller um die Heuqualität zu hinterfragen. Auch dadurch sehen Betriebe keinen Grund besseres (teureres) Heu zu kaufen.
- Gute Qualität wird nicht wirklich geschätzt und entsprechend nicht honoriert (gekauft)wird.
Wieso ist die Heuqualität oft so schlecht? Die einfache Antwort: Probleme im Produktionsweg.
- Wetter in Wachstum- und Erntezeit: Dürre/zu viel Regen
- Unsachgemäßes Mähen (zu spät: Schimmelpilze, Bakterien und Hefen werden durch einen zu späten Schnitt begünstigt, da nach der Blüte die Pflanzenhalme verpilzen) (zu früh: Rohfaseranteil zu niedrig, Nährstoffgehalt unpassend) (zu tief eingestelltes Mähwerk: Verunreinigungen durch Erde, Sand oder Nagerkot (Reizhusten))
- Unsachgemäßes Trocknen auf dem Feld (nicht ausreichend: zu viel Feuchtigkeit begünstigt Schimmelbildung) (zu lange: Heu bleicht aus – Nährstoffverlust)
- Unsachgemäßes Lagern (Begünstigt das Wachstum von Schimmelpilzen, Hefen und Bakterien. Besonders das Lagern der Rundballen im Freien (auch überdacht oder noch schlimmer unter Folie) führt durch Luftfeuchtigkeits- und Temperaturschwankungen zu Aufnahme von Feuchtigkeit in die Ballen. Die Folge: Schimmel-, Lage- und Feldpilze.)
- Zu festes Pressen der Heuballen (mit zu hohem Feuchtigkeitsgehalt) Dies führt zu a) Lagerpilzen und damit Verderbsprozess, sowie b) thermophile Schimmelpilze. Je höher der Pressdruck, desto mehr erhitzt sich das Heu bei der Lagerung und desto mehr Pilze entstehen.)
Hauptfaktor für schlechte Heuqualität ist definitiv der Feuchtigkeitsgehalt im Heu.
Ausgelöst durch schlechtes Wetter, fehlerhafte Produktionswege führt zu viel Feuchtigkeit im Heu zu erhöhtem Pilz- und Bakterienbesatz und damit zu diversen Problemen im Pferdekörper.
Erschreckend: in jeder dritten Probe lassen sich Schimmel- oder Schwärzepilze, Milben-, Bakterien- und Hefebefall sowie Verunreinigungen durch Sand, Erde oder Nagerkot im Heu nachweisen!
Schlechtes Heu macht krank
Beim Heu gibt es zwei verschiedene Qualitätskriterien: die botanische und hygienische Qualität. Die hygienische Qualität hat mit der Anzahl von Keimn, Bakterien und Pilzen zu tun. Bei der botanischen Qualität geht es um den Nährwert (Mineralien, Eiweißgehalt, etc.), die maßgeblich bestimmt wird durch die Zusammensetzung des Heus.
Die hygienische Qualität ist der Hauptgrund für gesundheitliche Probleme, da Nährstoffmängel oft durch die Gabe von Zusatzfutter einigermaßen angefangen werden. Nichtsdestotrotz sollte auch dieser Aspekt nicht völlig außer Acht gelassen werden.
Zurück aber zur hygienischen Qualität: Dass an Futtermitteln, und damit auch am Heu, eine gewisse Anzahl vom Bakterien, Pilze und Hefen haften, ist erstmal absolut normal. Bis zu einer bestimmten Menge ist dies auch kein Grund zur Sorge.Wird der Wert allerdings zu hoch, ist die Belastung für das Pferd zu groß und die ersten Symptome werden sichtbar.
Hier eine kleine Auflistung:
- Futterverweigerung
- Kotwasser
- Husten
- Asthma
- Kolik
- allergischen Reaktionen
- Im schlimmsten Falle kommt es zum Tod.
Sharing is caring: Die hat der Artikel gefallen? Lass mir als Support gern ein Like und Kommentar da oder Teile den Artikel.
Übrigens: Für die Bestimmung der hygienischen Qualität des Heus müsstest du ein Labor beauftragen und eine mikrobiologische Analyse durchführen lassen.
Hochwertiges Heu erkennen
Die Heuqualität hängt von vielen Faktoren ab: Der Wiese selbst (Artenvielfalt, Standort, Düngung), dem Wetter, dem Produktionsweg (Mähen, Trocknung und Lagerung) und damit auch der mikrobiologischen Belastung.
Du kannst selbst recht einfach die Heuqualität einschätzen und anhand einer Skala bewerten:
Kriterien guter Heuqualität:
- frischen Grünton
- aromatisch nach Heu duften
- raue Struktur
- trocken
- nicht staubig (wenn man es in die Luft wirft)
- verschiedene Gräser und Kräuter erkennbar
Beim Heuballen zusätzlich beachten:
- Heu aus der Mitte leicht rauszupfbar
- Hand läst sich von oben leicht reinschieben
Kriterien schlechter Heuqualität (absolute NoGos mit markiert):
- muffiger Geruch nach Moder oder Schimmel
- glatte Oberfläche
- Feucht oder leicht klamm
- Tierkadaver
- Wärme
- blasser Farbton (Nährstoffmangel)
- brauner oder schwarzer Farbton
- zu fest gepresst (siehe oben)
Um eine erste Einschätzung der (hygienischen) Heuqualität zu bekommen, reicht eine sensorische Prüfung, wie oben beschrieben. Es gibt dazu sogar einen offiziellen Fragekatalog mit Punktevergabe und Auswertung.
Fragenkatalog zur Beurteilung deines Heus
Kriterium | Punkte |
---|---|
1. Gefüge | |
blattreich (Blätter von Klee und Gräsern gut erhalten, ebenso Knospen und Blütenstände), weich und zart im Griff | 7 |
blattärmer, wenig harte Stängel, etwas hart im Griff | 5 |
sehr blattarm, viele harte Stängel, rau und steif im Griff | 2 |
fast blattlos, viele verholzte Stängel, grob und überständig | 0 |
2. Farbe | |
einwandfrei, wenig verfärbt, grün bis olivgrün | 5 |
verfärbt, leicht ausgeblichen | 3 |
stark ausgeblichen, strohig | 1 |
gebräunt bis schwärzlich oder schwach schimmelig | 0 |
3. Geruch | |
außerordentlich guter, aromatischer Heugeruch | 5 |
guter, neutraler Heugeruch, ohne Schimmelgeruch | 3 |
fad bis geruchlos, mit geringem bis mittlerem Schimmelgeruch | 1 |
schwach muffig, brandig, störende Gerüche | 0 |
stark muffig, stark schimmlig, faulig | -3 |
4. Verunreinigung | |
keine (keine Staubentwicklung) | 3 |
mittlere (geringe Staubentwicklung und geringe Erdreste) | 1 |
starke (Erd- bzw. Mistreste und starke Staubentwicklung) | 0 |
Auswertung
Punkte | Güteklasse | Bewertung |
---|---|---|
20–16 | 1 | sehr gut bis gut |
15–10 | 2 | befriedigend |
9–5 | 3 | mäßig |
4–3 | 4 | verdorben |
Heu-Analyse im Labor
Wer es aber ganz genau Wissen möchte wie es um die Qualtität seines Heus steht, der kommt um eine Laboruntersuchung nicht herum. Nur so lassen sich die genauen Inhaltsstoffe (Rohnährstoffe oder Mineralstoffe), sowie der exakte Wert mikrobiologischer Belastung durch Pilze, Bakterien, Schimmelpilze und Hefe des Heus ermitteln.
Checkliste für die Laboruntersuchung:
- etwa 1/2kg Heu (entnommen aus mehreren Ballen)
- zusammenmischen und locker gepackt in eine Kartonbox oder Schuhschachtel legen (keine luftdichten Behälter oder Plastiktüten)
Heu aufwerten
So richtig aufwerten kann man schlechtes Heu nicht. Das möchte ich vorab schon einmal sagen. Was man aber sehr wohl machen kann, ist den Staub im Heu zu verringern.
Woraus besteht der Staub im Heu?
- Pflanzenabrieb
- Erde
- Keime
- Sporen
Verringert man den Staub, verringert man also auch zeitgleich die Belastung mit Keimen und Sporen.
Wie verringert man den Staub im Heu?
Option 1: Heu wässern
Es ist nicht ausreichend das Heu kurz mit der Gießkanne zu befeuchten oder dem Gartenschlauch abzuspritzen. Das bindet den Staub nur oberflächlich, aber er bleib im Heu.
Das Heu sollte schon richtig in Wasser gebadet werden. Aber es gibt einige Konsequenzen:
- Nährstoffe werden ausgewaschen
- Zuckergehalt nimmt ab
Es gibt hier aber einen großen Fallstrick:
Je länger die Wässerungsdauer, desto mehr Keime (besonders Hefen lieben es bekannterweise feucht und warm) gedeihen – und das schon ab eine Badedauer von 5 Minuten. Die Zeit reicht aber leider nicht im mindesten aus, um das Heu zu entstauben.
Option 2: Heu bedampfen
Untersuchungen zeigen, dass die Anzahl an Bakterien, Schimmelpilzen und Hefen bei einer Temperatur von ca 85°C beim bedampfen deutlich abnimmt, wobei der Nährwert fast identisch bleibt. Allerdings bleiben die Mykotoxine (ungesunde und allergieauslödende Stoffwechselprodukte der Pilze) trotzdem bestehen.
Mykotoxine kann man nur in einem nächsten Schritt mit Toxinbindern und Kuren zur Ausleitung (Unterstützung von Leber und Niere) im Futter arbeiten.
Option 3: Entstaubungsanlage
Wem das zu aufwendig ist, der kann sein Heu auch in einer professionellen Heuentstaubungsanlage (gehen auch ganze Ballen rein) entstauben lassen oder direkt von so einer Anlage sein Heu beziehen – ist aber recht kostspielig.
Fazit
Heu muss qualitativ hochwertig sein. Das hängt besonders vom korrekten Produktionsweg ab. Besonders ausschlaggebend dabei ist der (geringe) Gehalt an Feuchtigkeit.
Schlechtes Heu lässt sich nicht nachträglich verbessern. Gutes Heu kann man noch zusätzlich entstauben. Mykotoxine bleiben so oder so aber im Heu.
Ich würde also dazu raten ein paar Scheine mehr in die Hand zu nehmen oder im Stall auf qualitativ hochwertiges Heu bestehen (auch wenn man dann als „Störenfried“ gilt) – das sollte uns die Gesundheit unsere Pferde Wert sein.
Hinterlasse einen Kommentar